2021: Bericht von Sr. Chiara Lipinski

Liebe Freunde von Maganzo,

nach 2 Jahren konnte ich für 2 Monate unsere Missionsstation, das “Gesundheitszentrum San Pio“ in Maganzo, besuchen. Ich war gespannt was sich seit meiner Rückkehr nach Deutschland verändert hatte, wie Corona das Leben der Menschen und die Arbeit im Gesundheitszentrum beeinflusst, welche staatlichen Auflagen inzwischen die Arbeit erschweren, wie weit wir noch entfernt sind, den Status „Hospital“ zu bekommen.

Unser “San Pio Gesundheitszentrum“ in Maganzo ist inzwischen sehr bekannt. Es liegt in der ärmsten Region im östlichen Teil von Tansania. Die Patienten wissen, dass sie, (unabhängig von ihrem Glauben und ihrem ökonomischen Status), eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung erhalten.

Unterstützt wird unsere Arbeit von Ärzten aus Polen, die jährlich kommen um die einheimische Mitarbeiterschaft, Ärzte und das Pflegepersonals auszubilden und neue Behandlungsmethoden zu etablieren.

Diese Ärzte sind ein Segen für die Bevölkerung und für unsere Einrichtung. Die großen Kliniken sind 600 bis 1200 km von uns entfernt. Die Menschen in unserer Region könnten sich niemals eine Fahrt dorthin oder eine Behandlung leisten. Wir bieten medizinische Basisversorgung, ebenso spezialisierte Behandlung durch unsere Gastärzte und mit modernen Geräten. Ein neues Röntgengerät ist, seit August dieses Jahres, voll im Einsatz. Seit Jahren machen wir Ultraschalluntersuchungen; wir haben einen modernen Operationsaal und seit 2018 werden Frühgeburten professionell behandelt und gepflegt mit guten Erfolgen.

Tansania in der Corona Zeit
Während im letzten Jahr europaweit die Infektionsrate stieg und daher Ausgangssperren und Lock down beschlossen wurden, ordnete der Präsident an, 3 Tage rund um die Uhr zu beten und alle Kirchen stets offen zu halten. Die Menschen sind bis heute davon überzeugt, dass das fortwährende Gebet sie verschont. Tatsächlich gab es bis heute nicht das große Massensterben was prophezeit wurde, als die 2. Coronawelle Tansania überrollte.

Vielleicht liegt es auch daran, dass das tansanische Leben ausschließlich auf der Straße stattfindet. In abgedichteten Hütten schläft man nur. Ein Lock down wäre eine Katastrophe für die Bevölkerung gewesen. Die hohe Arbeitslosigkeit ist enorm und viele Familien wissen ohnehin nicht wie sie täglich ihre Kinder ernähren sollen. Ihren geringen Lebensunterhalt verdienen sie überwiegend vom Verkauf von Obst und Gemüse auf dem Markt oder an der Straße. Zum Teil auch von der Viehzucht und von der Herstellung gebrannter Ziegel, die zum Bau ihrer Hütten verwendet werden. Von den Kliniken in den Großstädten in Dar es Salaam, Dodoma, Arusha und Mwanza kommen Nachrichten, dass die Sauerstoffgeräte nicht ausreichen und die Intensivstationen voll belegt sind.

Zuerst befürchtete ich, von Deutschland keine Reisegenehmigung zu erhalten, weil Tansania seit dem 14. März als Hochrisikogebiet eingestuft wurde. Inzwischen ist Präsident Magufuli mit 61 Jahren plötzlich verstorben. Er leugnete bis zuletzt, dass es in seinem Land Corona gibt. Ich konnte reisen, ich bin 2-mal geimpft und der PCR Test 48 Std vor Abflug war auch negativ.

Im Flugzeug wurde immer wieder darauf hingewiesen die Maskenpflicht und den Sicherheitsabstand 1, 5 Meter strikt einzuhalten, was aber bei den engen Sitzen und der vollen Maschine beim Rückflug nicht zu realisieren war. Beim Hinflug war das kein Problem, da die Maschine nur zu 50 % besetzt war.

Bei der Einreise musste ich den negativen PCR Test vorweisen und den Schnelltest machen lassen, ohne das aktuelle negative Ergebnis hätte ich mein Gepäck nicht bekommen.

PCR und Covid Schnelltests dürfen nur in den Flughäfen und ausgewiesenen staatlichen Hospitälern gemacht werden. Der PCR Test kostet 100,00 – 120,00 US$, der Schnelltest 25,00 US$. Aufgrund dessen weiß niemand, wie hoch die Infektionsrate in Tansania ist. Außerhalb des Flughafens gab es keine Maskenpflicht und keinen Sicherheitsabstand, auch nicht in den Hospitälern. Das änderte sich in der letzten Woche meines Aufenthaltes. Die neue Präsidentin ordnete Ende Juli strenge Maskenpflicht an, in den Hospitälern für die Mitarbeiterschaft, Patienten, Angehörigen und in Versammlungen. Sie selbst war ab diesem Zeitpunkt nur noch mit Maske bei ihren Auftritten im Fernsehen zu sehen.

Ich hatte in einem Zusatzkoffer Teile eines Narkosegerätes für einen deutschen Arzt in Mwanza. In dem Koffer waren 200 Covid Schnelltests, die sofort vom Zoll beschlagnahmt wurden. Drei Stunden musste ich warten bis geklärt war, was jetzt damit passieren sollte. Ich wollte sie dem Zoll schenken, ging nicht, ich wollte sie in der Mülltonne entsorgen, ging auch nicht, am Ende wurde mir mitgeteilt, dass ich sie kurz vor meinem Abflug wieder abholen soll. Die Tests werden so dringend gebraucht in den Gesundheitseinrichtungen.

Wie beeinflusst Corona unsere Arbeit
In Maganzo hat niemand Angst vor Corona, dennoch vermutet man, dass es Infizierte gibt. 14 Tage vor meiner Abreise wurde der Verdacht bestätigt, als es unserem ältesten Doktor (68) schlecht ging. Die Schwestern hatten einen Schnelltest von den Gastärzten, die zur selben Zeit mit mir in Maganzo waren. Mit unserem neuen Röntgengerät konnten wir nach der Lungenaufnahme zusätzlich die Diagnose sichern. Der Arzt wollte nicht stationär aufgenommen werden. Er hat es dennoch gut überstanden. Anhand der Patientenzahl konnte ich keine Veränderung erkennen. Angestiegen ist die Zahl der Frühgeburten, aber nicht der Todesfälle.
Neu ist, dass auch wir Corona- Patienten aufnehmen müssen. Bisher waren wir angeleitet sie mit Covid- Symptomen sofort in die städtischen Einrichtungen weiterzuleiten.

„San Pio“ Events
Während meines Aufenthaltes wurde das Gebäude eingeweiht, in dem das Röntgengerät, sowie die Untersuchungsräume für Zahnarzt, Augenarzt, Dermatologie und das Ultraschallgerät untergebracht sind. Zu der Einweihung kam eigens der polnische Botschafter Krzysztof Buzalski von Dar es Salaam und Vertreter des tansanischen regionalen Gesundheitswesen. In seiner Rede würdigte der Botschafter das Engagement der Schwestern und versicherte, weiterhin die Einrichtung zu unterstützen. Sr. M. Wiktoria Goska, die Direktorin des Gesundheitszentrums, bedankte sich für die große Spende vom „Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen“, deren Vertreter der Botschafter ist. Schwester M. Chiara Lipinski, erste Leiterin der Einrichtung, gab einen kurzen Rückblick über die Anfänge der ersten Missionsstation in Afrika der Schwestern von der hl. Elisabeth, die am 01.10.2021, ihr 10-jähriges Bestehen feierte.

Pfarrer Peter Kadundu, der Vikar von Bischof Ludewig Minde, nahm die Segnung vor.

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Bauliche Veränderungen
Der Eingang und der Weg zu dem neuen Gebäude sind jetzt überdacht, sodass die Patienten von der Notfallambulanz, oder von den Patientenräumen in der Regenzeit auf dem Transport nicht nass werden. Für den Krankenwagen, wurde das Tor erweitert, dadurch kann der Patient direkt vor den Eingang zum Röntgen gefahren und ebenfalls trocken umgelagert werden.

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Im Haus für die Gastärzte wurde eine Solaranlage für warmes Wasser installiert. Dafür mussten Wände in den Nasszellen und in der Küche aufgebrochen werden, um die Rohre zu verlegen.


Raum für die Frühgeburten
In dem Raum für die Frühgeburten wurden Schränke für Wäsche und Medikamente und ein zweites Waschbecken eingebaut. Die bunten Bilder an den Wänden vermitteln jetzt dem Raum eine kindgerechte Atmosphäre.

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Gastärzte
Im letzten Jahr kamen, wegen der Corona- Pandemie, keine Gastärzte. Doch im Februar dieses Jahres kamen aus Polen zum 4. Mal die Kardiologen. Sie haben viele Patienten behandelt und die Ärzte und 2 Pflegekräfte geschult, wie man ein EKG auswertet und eine Ultraschalluntersuchung Herz Echo) macht.

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Im Juni kamen ebenfalls aus Polen drei Augenärzte, die täglich bis zu 80 Patienten untersuchten. Hierbei ging es meistens um Sehtests. Sie waren gut ausgerüstet, um eine Katarakt Operation durchführen zu können. Leider kamen die Patienten dann doch nicht, die operiert werden wollten. Woran es letztendlich lag, konnten wir nie in Erfahrung bringen. Für uns nicht ungewöhnlich, wir erleben es oft, dass Abmachungen nicht eingehalten werden.

Im Mai kam für ein Wochenende Frau Dr. Friedericke Broich (Augenärztin aus Deutschland) mit ihrem Ehemann Dr. Simon Broich (Anästhesist), die bei Pater Thomas Brei in Mwanza für drei Monate als Gastärzte arbeiteten. Die Gelegenheit war günstig, ich bat sie die Kinder mit Albinismus in unserem Kindergarten zu untersuchen. Menschen mit Albinismus haben ein geringes Sehvermögen.
Die Untersuchung ergab, dass Tereza, eine Sehkraft von 25 % hat und Sebastian nur 15 %. Dankenswerterweise spendete Optiker Paul Mayer aus Traunstein Sehhilfen für beide Kinder, die ich in meinem Reisegepäck mitbrachte. Die Freude der Kinder ist unübersehbar.

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Im Juli kam aus Polen der Röntgenarzt Dr. Christoff Fujak mit seinem Techniker Tomasz Stasiak und der Hals- Nasen und Ohrenärztin Dr. Dorota Gigiel-Pucko. Röntgen ist ein neues Aufgabenfeld für unser medizinisches Personal. Doktor Fujak lehrte die Ärzte, die Röntgenbilder zu befunden und der Techniker schulte 2 examinierte Pflegekräfte wie man eine Röntgenaufnahme macht.

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Eine Woche nach meiner Abreise kam ein weiteres Ärzteteam aus Polen. Der Gynäkologe und Spezialist für gynäkologische Endokrinologie und Onkologie, Professor Dr. Robert Jach MD /PhD von der Universität aus Krakau mit der Gynäkologin, Dr. Karolina Zeman und Studentin Weronika Lebowa; mit Dr. Joanna Sulowicz, Neonatologin und Dr.Katarzyna Starzec, Dermatologin.

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Gynäkologen gibt es nur in den Großstädten. Diesbezüglich sind die Frauen, in unserer Region, medizinisch unterversorgt. Der Andrang von Patientinnen war sehr groß. Prof. Dr. Jach schulte darüber hinaus intensiv die Ärzte auch bei operativen Maßnahmen.

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Glücklicherweise hatten wir zu dem Zeitpunkt zwei Frühchen mit je 800 g. Das war ideal für die Schulung, sodass die Pflegenden der Geburtshilfe von der Neonatologin nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch für längere Zeit unterwiesen werden konnten.

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Die Dermatologin wurde mit einem Patienten konfrontiert, der unter einer seltenen Hauterkrankung litt. Sein Körper war vollkommen bedeckt mit einer schuppenartigen Haut. Dadurch konnte er seine Arme und Beine nicht mehr strecken. Er wurde von seinen Nachbarn mit Nahrung versorgt. Nach tagelangem vorsichtigen Abtragen dieser Hautschuppen, fühlte sich der Mann wie „neugeboren“.


Mein Einsatz
Ich kam auf Grund der dringenden Bitte von Sr. M. Wiktoria Goska, der Direktorin des Health Centers. Meine Aufgabe war, in den 2 Monaten, die erneute Schulung der OP-Pfleger. Es gab einen Wechsel in der OP-Leitung und neues Personal kam hinzu. Die Arbeit hat mir viel Freude bereitet. Vor allem auch zu sehen, dass die schriftlichen Vorgaben einigermaßen eingehalten wurden und sich keine gravierenden Fehler in der Instrumentenaufbereitung eingeschlichen hatten.

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Status Hospital
Den Status Hospital zu bekommen wurde extrem erschwert. Die Vorgaben sind mit hohen Kosten in Punkto Räumlichkeiten und Personalvorhaltung verbunden, sodass wir überlegten ob es sich überhaupt lohnt den Weg zu gehen. Doch die Einbuße von Patienten, die eine Krankenversicherung haben, zwingen uns förmlich dazu. Bisher konnten unsere approbierten Ärzte alle Medikamente verschreiben, jetzt ist das nicht mehr möglich. Das ist besonders gravierend, wenn unsere Fachärzte aus Europa, mit ihrer hohen Qualifikation, die wichtigen Medikamente nicht verschreiben dürfen. Unvorstellbar, dass nicht die Qualifikation des Arztes, sondern der Status der Gesundheitseinrichtung entscheidend ist.

Diese kostspieligen Auflagen sind erforderlich für die Anerkennung als Hospital:
1. Für die Räumlichkeiten der Mutter-Kind Vorsorge gibt es neue, bauliche Vorgaben, die wir nur mit einem Neubau erfüllen können. Das Auswärtige Amt der polnischen Regierung hat uns die Finanzierung dafür zugesagt. Das neue Gebäude wird auf unserem Gelände, aber außerhalb der Mauer unseres Gesundheitszentrums entstehen. Dadurch ist eine Mauererweiterung erforderlich.
2. Im Labor müssen die Blutentnahme sowie die Blut -und Urinuntersuchungen in getrennten Räumen gemacht werden. Das bedeutet, Erweiterung des Labors um zwei Räume.
3. Für die erweiterten Blutuntersuchungen brauchen wir ein neues Gerät.
4. Für das neue Röntgen Gebäude und alle weiteren Baumaßnahmen reicht die jetzige Stromversorgung nicht aus. Dafür benötigen wir ein erweiterte Solar Stromversorgung.

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Ich hoffe dieser Bericht hat Sie etwas eintauchen lassen in eine andere Welt in der unsere Maßstäbe nicht gelten. In der wir ohne Gottes Hilfe und Ihrer Unterstützung nie so weit gekommen wären wo wir jetzt sind.

Herzlichen Dank
Sr. Chiara Lipinski

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ASANTE SANA MUNGU AWABARIKI!
Gott segne Sie alle!